Dennoch lauert im Gesang der Vögel das Schreckliche
Fotos der UA bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik 2015
Aus vielen Bergbauregionen der Welt wird überliefert, dass in früheren Zeiten Kleintiere mit in die
Gruben genommen wurden, um besonders beim Vortrieb neuer Grubenfelder und nach Grubenunglücken vor sogenannten matten
Wettern also einer sauerstoffarmen bzw. giftigen Luft zu warnen.
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...Ein für jeden Bergmann besonders gefährliches Wetter ist die zu hohe Luftkonzentration des farb- und
geruchlosen Kohlenmonoxyd. Da Kleintiere sehr viel früher auf solche Luftveränderungen reagieren, sind sie als
Warnmelder im Bergbau bestens geeignet und man gab ihnen sogar lange Zeit Vorzug vor den bereits existierenden
ersten technischen Warngeräten.
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...Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts schien dieser Einsatz nicht völlig passé
zu sein. Das Hamburger Abendblatt berichtete 1996 aus London, dass in diesem Jahr die letzten Vögel nach 85
Jahren Dienst im britischen Bergbau pensioniert wurden.
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...Kanarienvögel sind offensichtlich besonders sensibel für solche Gase. Die Literatur zu diesem Thema ist
widersprüchlich, es wird aber zuverlässig berichtet, dass bei den Kanarienvögeln bereits eine Luftkonzentration
von 0,3% Kohlenmonoxyd ausreichte, um sie nach 2-3 Minuten von der Stange fallen zu lassen; dagegen benötigten
beispielsweise Mäuse eine Konzentration von ca. 0,8%, um nach erst 70 Minuten eine ähnliche Reaktion zu zeigen.
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...Das veranschaulicht, warum gerade der Kanarienvogel ganz besonders geeignet ist, die Funktion als Warnmelder im
Bergbau zu übernehmen. Wurde die Luft untertage zu dünn, so schnappten die Tiere geräuschvoll nach Luft und
signalisierten damit Gefahr.